Vii. H l n te r - I tt d i e n.
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gleiches Namens, zählt gegen 80,600 Einw, deren Handel
und Schifffahrt sehr bedeutend ist. — Zn den unabhängigen
Staaten gehören: Aschern (Atschin), den nordwestlichen
Theil der Insel und einen Flächengehalt von I2oo Qmeil.
begreifend, steht unter einem Sultan. Die gleichnamige Haupt,
stadt liegt auf der nordwestlichen Spitze der Insel und in
einem Walde von Kokospalmen und Bananen und besteht
größtcntheils aus zerstreuten Bambushütten, in denen 40,000
Menschen wohnen. — Siak breitet sich auf der Nordostküste
zu beiden Seiten des gleichnamigen Flusses aus und wird
ebenfalls von einem Sultan beherrscht. — Das Land der
Batta'ö liegt an der Westküste und im Innern. Sie sind
Menschenfresser und verzehren nicht allein die Kriegsgefangenen,
sondern auch manche Gattungen von Verbrechern. — Im
Besitze der Niederländer sind auch die Inseln Banka und
Billiton. Jene, durch die Banka-Straße von Sumatra
geschieden, ist 160 Qmeil. groß und hat eine Bevölkerung
von 180,600 Seelen und unerschöpfliche Zinngruben (jährl.
gegen 5 Mill. Pfund); diese, im Osten der vorigen gelegen,
begreift 54 Qmeil. und ist reich an Eisen.
§. 982. b) Java, im Südosten von Sumatra gelegen
und durch die Sunda-Straße von demselben getrennt, hat
einen Flächen gehakt von 2355 Qmeilen und mird von
10 Mill. Menschen bewohnt — eine starke Bevölkerung, so
daß über 4000 auf die Qmeile kommen. Mehrere Gebirgs-
gruppen durchziehen die Insel der ganzen Länge nach. Nach
Norden allmählich abfallend, bilden sie längs der Sunda-See
eine flache, theilweise sumpfige Küste, während die südliche
steil und voll von Klippen ist. Manche Berge erheben sich
bis zu 12,000 Fuß; unter denselben gibt's viele feuerspeiende.
Erdbeben sind häufig und heftig. Zahlreiche Flüsse, von
denen mehrere schiffbar, ergießen sich in die Sunda-See.
Das Klima ist gesund; nur mehrere Striche an der Nordküste
und besonders die Gegend von Batavia machen eine Ausnahme.
Von 1821 — 23 raffte hier die Cholera an 400,000
Menschen weg. Die Wärme steigt bis zu 26 0 R. Regengüsse
52*
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Die einzelnen Länder Asien'ö.
am zahlreichsten. — Die Gelehrten-Sprache der Hindus ist das
uralte Sanskrit; gegenwärtig nur Büchersprache, erscheint
dieselbe aber nicht allein als die Stammmutter der jetzigen
indischen Volks-Dialekte, sondern auch der meisten gebildeten
europäischen Sprachen. Die jetzige Sprache dieses Volkes
theilt sich in sehr viele Mundarten, von denen jede ihre
eigene Schrift hat. Das Englische in ihren Besitzungen
einzufschren und immer weiter zu verbreiten, ist das Streben
der jetzigen britischen Regierung, — Die Hindus bekennen
sich zur bra mini scheu Religion; Brama (der Erschaffer),
Wisch nn (der Erhalter) und Schiwa oder Schi wen
(der Zerstörer) werden als die drei Hauptgottheiteu verehrt.
Reben diesen gibt cs noch cinc zahllose Menge von Unter-
göttern; die indische Mythologie zählt deren nicht weniger
als 30,000 auf. Sehr zahlreich ist auch das Heer der
Priester (Braminen); sie sind theils Religions-Diener bei den
mit vielen Götzenbildern geschmückten Tempeln (Pagoden),
theils Mönche und Einsiedler. Glänzende religiöse Feste
werden häufig gefeiert; auch Tänzerinnen (Bajaderen)
erscheinen thätig bei denselben. Die uralten heiligen Bücher
oder die Weda ms — Seelenwanderung, Opfer, Baden,
Selbstreinigung und Selbstpeinignng, Verbrennung der Wittwen,
Die Sikh's sind Deisten, entfernt von Bilderanbetung und
Abgötterei; der Islamismus zählt viele Bekenner; auch
gibt cs Christen (..Va Mill.), Parsen und Juden. — Die
Hindus gehören zur kaukasischen Menscheuraffe; der Körper,
zwar zart gebaut, ist wohlgebildet; die Gesichtszüge sind
ausdrucksvoll. Die im Allgemeinen bräunlich-gelbe Hautfarbe
geht bei den höhern Kasten oder Ständen in eine lichtere
über. Dieses Volk sondert sich nämlich ab in vier Kasten
oder streng geschiedene Stände. — Diese sind: i) die Bra-
minen, zu denen die Gelehrten, Priester, Gesetzverständige
und Staatsbeamten gehören; die Tschettries oder die
Krieger und Fürsten (Radscha's, Raja's); 3) die
Waischias (Massier), welche.die Landwirthe und Kaufleute
begreift, und 4) die Schudders (Suders) oder die
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Viii. Kolumbien.
1015
federn den Kopf. Sie bilden ein harmloses, fröhliches und
gastfreies Völkchen, das den Tanz sehr liebt und sich haupt-
sächlich mit Fischfang beschäftigt. Da die, von den Guarau-
nos bewohnten Inseln zur Regenzeit unter Wasser stehen, so
haben sie ihre Wohnungen, wie die Vögel ihre Nester, 12—15
Fuß über der Fluth auf Palmbüumen. Dieser Volksstamm
zählt nur noch 8 — 10,000 Köpfe. 2) Die Guahiros,
im Nordwesten des Sees Marakaibo bis zur Meeresküste hau-
send, sind ein schön gebauter, wüthiger und kriegerischer Volks-
stamm und unversöhnliche Feinde der Spanier. Er besteht
etwa aus 30,000 Individuen, ist gcwerbsieißig und wohlha-
bend und hat eine leidenschaftliche Liebe zu den Cokablättern.
3) Die Otomakos, die ihre Wohnsitze am Apure und Ori-
noko haben, sind ein unreinliches, elendes und bis zur Thier-
heit hinabgesunkenes Völkchen, das Erdklöße am Feuer röstet
und sodann verschluckt.
§. 1182. Bei der Entdeckung dieses Landes standen die
Peruaner in Quito auf einer ziemlich hohen Stufe der Kul-
tur; diese aber hat sich, der Einführung des Christenthums
ungeachtet, mehr verloren, als gehoben. Die Bildung der
Europäer steht der in Meriko nicht gleich; doch sucht man die-
selbe durch neu gegründete Schulen zu heben und immer weiter
zu verbreiten. Das Land besitzt 7 Universitäten, 15 — 20
Gymnasien und einige andere Unterrichtsaustalten. — Land-
und Bergbau, Viehzucht, Fischerei und Handel machen die
Hauptbeschäftigung aus; der Gewerbfleiß beschränkt sich,
mit Ausnahme der Republick Ecuador, auf die nothwendigsten
Handwerke. Die Ausfuhr der geschätzten Naturerzeugnifse
ist sehr beträchtlich und begreift Maulthiere und Esel, Häute
und Pelzwerke, Kakao, Kaffee, Zucker, Baumwolle^ Taback,
Färbeholz, Chinarinde, Sassaparille und Getreide, Salz — zu
denen noch Tuche, Baumwollenzeuge und Teppiche als Kunst-
erzeugnisse kommen.
§. 1183. 1. Der Staat Venezuela, des Landes öst-
licher Theil, wird in Norden durch das Antillen-, im Osten
durch das atlantische Meer und Guyana, im Süden durch
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weist aristokratische Freistaaten bildeten, doch so, daß einer den Vorrang
und einen anerkannten Einstuß über die andern ausübte. Nicht immer
blieb dasselbe Volk das herrschende; so werden zu verschiedenen Zeiten
die Bituriger, Arverner, Sequaner, Aeduer, Rcmcr und Bellovaker als
herrschende Volker genannt. Das gemeine Volk lebte in einer drü-
ckenden Abhängigkeit oder Hörigkeit (olientels) von dem Adel (equites),
welcher einen abgesonderten Stand bildete. Die Partheien der Großen
strebten oft nach der Alleinherrschaft und richteten sich gegenseitig zu
Grunde. Tyrannei und Bürgerkrieg zerrütteten Gallien schon lange
vor Casars Ankunft; daher konnte er das große und stark bevölkerte
Land nach acht Feldzügen unterwerfen und so demüthigen, daß es für
die Freiheit keinen Versuch mehr wagte. Ueber dein Adel stand die
Kaste der Priester oder Druiden, welche nicht nur den Opferdienst,
sondern auch das Gerichtswesen besorgten. Ihre großen Vorrechte
lockten viele Jünglinge in ihren Orden. Bei ihrem Unterrichte ver-
schmaheten sie die Schrift, nicht aus Mangel, sondern weil sie das
Gedachtniß verderbe und Geheimnisse verrathe. Römische Bildung
und das Christenthum machten in Gallien dem Druidenwesen ein
Ende, dessen Einrichtung viel Aehnlichkeit mit der römischen Hierarchie
hatte.
Nach der Vertilgung der Cimbern und Teutonen stritten sich die
Aeduer und Sequaner um die Vormacht (Hegemonie, Principat), und
eine große Spaltung Galliens war die Folge. Während die Aeduer
Roms Unterstützung suchten, wandten sich die Sequaner an das
deutsche Volk der Sueven, welche auf der rechten Seite des Ober-
rheins und an der obern Donau wohnten. Im Jahr 72 v. Chr.
zogen daher unter ihrem Fürsten Ariovistus (Ehrenvest) suevische
Schaaren hinüber nach Gallien, schlugen die Aeduer und ließen sich
von ihnen einen Theil des Gebiets abtreten. Bald entstand auch zwi-
schen den Siegern und den Sequanern Streit; auch diese mußten be-
siegt den dritten Theil ihres Landes den suevischen Ansiedlern über-
lassen. Neue Heereshaufen kamen über den Rhein und verlangten von
den Sequanern die Abtretung des zweiten Drittheil ihres Landes. Es
waren nun 120,000 Menschen herüber gekommen. Andere Schaaren,
geführt von den Brüdern Nosua und Kimber, zogen aus Germanien
gegen den Mittelrhein. Ariovist herrschte stolz und streng; er nahm
die Kinder der vornehmen Aeduer als Geißeln und ließ an diesen die
Strafe vollziehen, wenn nicht alles nach seinem Wink geschah. Auch
mit Rom war er in Verbindung getreten; unter Casars Consulat
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250
Kolchier, Aristobulus, König der Juden, die Fürsten der Cilicier, könig-
liche Frauen der Skythen, drei iberische Häuptlinge und zwei albanische.
Die vvrgetragenen Bilder stellten dar die Flucht des Mithridates und
seinen Tod; auch sah man die Bildnisse der barbarischen Götter in
ihrer heidnischen Tracht. Auf einer Tafel, welche vorgetragen wurde,
stand folgendes: Schiffe mit ehernen Schnäbeln wurden genommen
acht hundert. Städte wurden erbaut in Kappadocien acht, in Cilicien
und Cölesyrien zwanzig, in Palästina Seleucis. Könige, die besiegt
wurden, sind: Tigranes der Armenier, Artoces der Jberier, Orözes der
Albanier, Darius der Medier, Areta der Nabatäer (in Arabien), An-
tiochus der Commagener." Pompejus selbst saß auf einem mit Edel-
steinen verzierten Wagen und trug einen Purpurmantel, der aus Aleran-
ders des Großen Garderobe gewesen seyn soll. Hinter ihm folgten die
Heerführer und eine Abtheilung Soldaten, die den Feldzug mitgemacht
hatten, zu Pferd und zu Fuß. Nachdem er auf dem Kapitol im
Tempel des Jnppiter die gewöhnlichen Opfer verrichtet hatte, ließ er
keinen der Gefangenen tödten, wie es sonst nach Triumphen gewöhn-
lich war, sondern schickte sie auf öffentliche Kosten nach Hanse. Von
den königlichen Gefangenen blieb Aristobnlus in Haft und Tigranes
wurde später hingerichtet.
(Siehe die Abbildung Pi- 61.)
Cäsar wurde zwar während seiner Prätur im Jahr 62 der Theil-
nahm-e an der catilinarischen Verschwörung beschuldigt, allein Cicero's
günstige Aussage reinigte ihn von dem allgemein verbreiteten Verdachte.
Einen größern Schimpf fügte ihm P. Elodius zu, der mit Cäsars Ge-
mahlin Pompeja ein geheimes Liebesverstandniß unterhielt. In der
Nacht des ersten Mai's feierten die römischen Matronen im Hanse des
Prätors Cäsar das geheime Fest der Bona Dea, oder guten Göttin,
wobei bei Todesstrafe kein Mann zugegen seyn durfte, wahrscheinlich
eine mysteriöse arrs Griechenland nach Rom verpstanzte Feier der De-
meter oder Ceres. Clodius schlich sich als Saitenspielerin verkleidet
mit in das Haus, wurde aber an Gang und Stimme erkannt, so daß
alle Frauen hinwegeilten, und Cäsar seine Gemahlin verstieß. Clodius
wurde hierauf wegen dieser Entweihung der Mysterien angeklagt, aber
von der Mehrzahl der 56 Richter, die er schamlos und öffentlich be-
stach , freigesprochen.
Cäsar hatte, als er im Begriff war, als Proprätor nach Lusitanien
zu gehen, über sechs Millionen Thaler Schulden, oder es fehlten ihm,
wie er sich ausdrückte, fünf und Zwanzig Millionen Denarien, um
nichts zu besitzen. Seine Gläubiger wollten ihn daher nicht ziehen
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236
Legi» neu noch fünf Jahre behalten, Pompejus aber die Provinzen
Spanien mit Afrika, Crassus, Syrien nebst den dazu nbthigen Armeen,
und ^)eide das Consnlat im Jahr 55 übernehmen sollten. Mit Hülfe
des -Pöbels und bewaffneter Leute, welche das Marsfeld besetzten,
wurden Pompejus und Crassus ohne Widerspruch zu Consuln erwählt.
Durch einige Gesetze, welche die Strafen des Mordes, der Amts-
erschleichung und der Verschwendung schärften, suchten sie ihr geschmä-
lertes Ansehen zu retten. Pompejus bethörte das Volk durch ein neues
Theater, das erste stehende in Rom, bei dessen Einweihung, außer
vielen andern dramatischen Unterhaltungen, in fünf Tagen fünfhundert
Löwen und acht Elephanten getödtct wurden. Die letztem erregten
durch ihr klägliches Geschrei selbst bei dem sonst gefühllosen Volke, zu
dessen Vergnügen sie erschlagen wurden, Mitleiden. Pompejus erklärte
zwar oft, er werde keine Provinz annehmen, allein der Vorschlag des
bestochenen Tribun Trebonius öffnete den Freunden der Republick die
Augen; sie erfuhren jetzt, was zu Lucca verabredet worden. Unter
Gewaltthätigkeiten, wobei selbst ein Tribun verwundet wurde, erhielten
die Consuln ihre Provinzen und Cäsar die Verlängerung seiner Statt-
halterschaft vom Volke bestätigt. „Jetzt, sagte Cato zum Pompejus,
bereitest du dir Bürden für deine eigenen Schultern. Einst werden
sie auf die Republik fallen, aber nicht eher, als bis sie dich niederge-
drückt haben." Die folgenden Ereignisse haben diese prophetischen
Worte wahr gemacht.
Pompejus schickte seine Unterfcldherren oder Legaten Afranius
und Petr ejus nach Spanien, und blieb, auf den Vorschlag einiger
Tribunen, in Italien. Der Tod seiner geliebten Gemahlin Julia be-
trübte ihn tief; mit ihrem Tode zerriß das Band der Freundschaft,
das bisher die unbändige Herrschsucht Cäsars und des Pompejus mehr
versteckt als unterdrückt hatte.
Crassus, dem Reichthum das Iiel seines Strebens war, und der mit
der Beute Asiens den militairischen oder politischen Vortheilen seiner Neben-
buhler in Europa das Gleichgewicht zu halten wähnte, rüstete sich zu
einem Kriege gegen die Parther, den gefährlichen Nachbarn seiner Pro-
vinz Syrien. Vergebens- widerrieth der Senat, vergebens kündigte der
Tribun Atejus, als Crassus zum Thor hinausging, beim Opferfeuer
der unterirdischen Götter, ihm den Fluch an. Sobald er in Syrien
angekommen war, ging er über den Euphrat, eroberte einige Städte
Mesopotamiens, plünderte die Schätze des Tempels zu Jerusalem, die
selbst Pompejus nicht angerührt hatte, machte sich überall durch seine
Geldgier verächtlich, indem er mehr Banquier als Feldherr zu seyn
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cato_zum_Pompejus Julia Cäsars
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Afrika Syrien Rom Lucca Spanien Italien Europa Syrien Syrien Mesopotamiens Jerusalem
511
schloß er doch durch eine Seeschlacht die Herrschaft der Welt zu er-
kämpfen, weil Kleopatra es wünschte.
Der Sommer des Jahres 32 war mit den beiderseitigen Rüstun-
gen zugebracht worden. Den Winter über hielt sich Antonius zu
Paträ, j. Patraö auf der Nordküste des Peloponnes, auf. Als im I. 31
die Schifffahrt wieder eröffnet wurde, zog Antonius seine Flotte, nach-
dem er die wichtigsten Hafenstädte an den griechischen Küsten besetzt
hatte, in dem Meerbusen von Ambracia, j. Arta, zusammen, an des-
sen Eingänge die Stadt Actium lag, während die Landarmee auf
der Küste von Akarnanien sich aufstellte. Bevor sie jedoch beisammen
war, hatte Octavian, dessen Schiffe von Tarent und Brindisi aus-
segelten, den epirotischen Ort Toryne, der Actium gerade gegenüber
lag, eingenommen und dadurch den Antonius in Furcht gesetzt. Die
witzige Kleopatra sprach ihm aber Muth ein, indem sie bemerkte:
,7was hat es weiter zu bedeuten, daß Cäsar in Toryne liegt?" Im
Griechischen bezeichnet nämlich das Wort Toryne auch einen Rühr-
löffel. Während nun Agrippa die griechischen Küstenstadte, die Anto-
nius in Besitz hatte, plünderte und ihm selbst die Zufuhr abschnitt,
besetzte Antonius mit einem Corps einen Posten bei Toryne und suchte
dem Octavian die Zufuhr abzuschneiden, mußte sich aber nach einem
unglücklichen Reitergefechte wieder nach Actium zurückziehen.
Schon war der Sommer mit diesen nichts entscheidenden Unter-
nehmungen vergangen, als der Uebertritt des Domitius und der Für-
sten Galatiens, Dejotarus und Amyntas, zum Octavian, so wie der
Mangel an Lebensmitteln den Antonius nothigten, entweder sich zu-
rückzuziehen oder eine Schlacht zu wagen. Er wählte zu seinem Ver-
derben das Letztere. Die schlechten Schiffe ließ er daher verbrennen,
die übrigen gingen mit zwei und zwanzig tausend Mann in See; auch
Octavian setzte seine Flotte in Bereitschaft. Das Meer war aber we-
gen eines heftigen Sturmes sehr ungestüm und erst am fünften Tage
— es war der zweite September des Jahres 31 — kam es zur Schlacht.
Als Octavian an diesem Tage ganz früh aus seinem Zelte trat, um
die Schiffe zu besehen, begegnete ihm ein Mensch mit einem Esel.
Auf Octavians Frage, wie er heiße, antwortete der Eselstreiber: »Ich
heiße Eutyches (Glücklich) und mein Esel Nikon (Sieger)." Dies
war ein willkommenes Omen (Vorbedeutung), und Octavian ließ hier
später zwei eherne Bildsäulen, den Mann mit dem Esel, aufrichten.
Um Mittag begann der Kampf; während des Antonius große Schiffe
wie hölzerne Bollwerke von den kleinen Schiffen Cäsars angegriffen
und mit Steinen, Speeren und Feuer beworfen wurden, erweiterte
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Antonius Octavian Antonius Muth Cäsar Agrippa Antonius Antonius Octavian Octavian Antonius Cäsars
417
und die Westgothen oder Thervinger und Greuthunger, die
unter ihrem Richter oder Fürsten Athanarich in Thracien eingefallen
waren, zurückgetrieben, im I. 367. Bei Daphne ging Valens ans
einer Schiffbrücke ohne Widerstand über die Donau, blieb dann auf
dem rechten Ufer des Flusses und wiederholte den Uebergang im I.
369. Es wird berichtet, der Kaiser habe jedem Troßknechte ein Gold-
stück versprochen, der ihm den Kopf eines Barbaren brächte. Die
Knechte erschlugen nun jeden, der ihnen aufstieß, und so erlitten die
Gothen einen großen Verlust. Athanarich war zum Frieden geneigt,
weigerte sich aber über die Donau auf das römische Gebiet zu gehen.
Daher gingen beide Fürsten, von getreuen Bewaffneten umgeben, zu
gleicher Zeit zu Schiffe und trafen mitten auf der Donau zusammen,
die zu dieser Friedensfahrt eine ruhige Spiegelfläche darbot. Die Un-
terhandlungen dauerten den ganzen Tag; des Kaisers Veredtsamkeit
bewirkte endlich den Frieden. Die Gothen versprachen, nicht mehr in
das römische Gebiet einzufallen.
Um diese Zeit tritt auch die Trennung der Gothen in die beiden
großen Völkervereine, der Westgothen (Visigothi) mit dem Fürsten-
geschlecht der Balthen, d. h. der Tupfern, und der Ostgothen
(Ostrogothi) mit dem königlichen Geschlecht der Amaler in der Ge-
schichte hervor, obgleich die bestimmte Zeit und Veranlassung dieser
Scheidung nicht angegeben wird. Die Westgothen wohnten auf der
Nordseire der untern Donau und an dem nächsten Ufer des schwarzen
Meeres bis zum Dnieper, die weiteren Küsten, die Ebenen des süd-
lichen Rußlands bis an den Don bewohnten die Ostgothen, über welche
damals Ermanarich herrschte, der viele Völker Scythiens und Germa-
niens, vielleicht bis an die Weichsel und bis zur Ostsee hin, unter-
worfen hatte. Die Westgothen, in beständigem Verkehr mit Römern
und Griechen, standen auf einer hohem Stufe menschlicher Bildung
als ihre östlichen Nachbarn; auch hatten sie das Christenthum nach
den Lehren des Arius seit 360 angenommen. Auf ihre Bitte schickte
ihnen Valens, ein eifriger Arianer, arianische Apostel. Unter ihnen
war auch Ulfilas oder Wulfila, Bischof der christlichen Gothen in
Mösien und Dacien, der des Arius Lehren ihnen predigte und das
Neue Testament in die mosogothische Sprache übersetzte.
(Siehe die Abbildung Na 82.)
Von jener merkwürdigen Uebersetzung, dem ältesten Denkmale der
deutschen Sprache, befindet sich eine die Evangelien enthaltende Ab-
schrift, die etwa zu Anfänge des sechsten Jahrhunderts genommen
wurde, in der Bibliothek zu Upsala. Diese Handschrift fand der fchwe-
27
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
wohnen. Wenn es mir Sünde wäre, so ich in Gegenwart des Mörders
eines einzigen Unschuldigen die heiligen Mysterien feiern wollte, wie
konnte ich es in Gegenwart eines Fürsten, der von einer Schlachtbank
herkommt, ans der so viel unschuldiges Blut vergossen ward? Um
Theil zu nehmen am Leibe Jesu Christi, warte, bis Du in einer sol-
chen Verfassung bist, daß Deine Hostie Gott angenehm ist. Bis da-
hin begnüge Dich mit dem Opfer Deiner Thränen und Gebete.«
Theodostus erkannte aber sein Unrecht und eilte, von Gewissensbissen
gefoltert, nach Mailand, wo er sich sogleich nach seiner Ankunft in
die Kathedrale verfügte. Da trat ihm aber Ambrosius in seinem bi-
schöflichen Schmuck an der Kirchthüre entgegen und wehrte ihm vor
den Augen des versammelten Volkes den Eingang mit den Worten:
» Dein Zorn verblendet Dich zwar nicht mehr, aber Deine Macht und
Dein Stolz als Kaiser verdunkeln noch Deine Vernunft!" Der reuige
Kaiser betrat das heilige Haus nicht, sondern unterwarf sich den Bü-
ßungen, die ihm Ambrosius vorschrieb. Erst nach achtmonatlichen
Prüfungen durfte Theodostus die Kirche wieder betreten, da er seine
Schuld bekannt und demuthsvoll um Erbarmen und Vergebung ge-
fleht hatte.
(Siehe die Abbildung lx- 83.)
Vierter Abschnitt.
Von der Reichstheilung bis zum Untergänge des west-
römischen Reichs im I. 476.
Xvii.
Honorius.
Theodosius war der letzte Kaiser gewesen, der das ganze römische
Reich, wenn auch nur eine kurze Zeit, beherrscht hatte. Nach seinem
letzten Willen sollten seine beiden Söhne, welche schon von ihm selbst
mit der kaiserlichen Würde bekleidet waren, das Reich nach einer be-
stimmten Theilung beherrschen, der siebenzchnjahrige Arcadius die
östlichen Provinzen (Praefecturae Orientis et Illyrici), der eilfjahrige
Honorius die westlichen (Praetecturae Italiae et Galliarum), jedoch
beabsichtigte Theodosius dabei keine immerwährende Trennung des
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Theodostus Honorius Honorius Theodosius Honorius Honorius Theodosius
49
mußte dabei Frohndienste leisten. So entstand der dreifache Tempel des
Jupiter, der Juno und der Minerva, den er mit ehernen Götter- und
Königsbildern schmückte. In den Kellergewölben verwahrte er die si-
tz yllirri sehen Bücher. Die Sibyllen waren Gottesratherinnen, be-
geisterte Frauen, welche der Gottheit Rathschlüsse verkündeten. Ihre
eigentliche Heimath ist der Orient. Aus Kleinasien war ein Sibyllen-
orakel nach der griechischen Pflanzstadt Kuma versetzt worden. Von
dort kam eine Sibylle nach Rom und bot dem Könige neun Rollen
solcher Orakelsprüche, die in griechischen Versen abgefaßt waren, um
hohen Preis an. Da diesen der König zu hoch fand, verbrannte sie
drei, und forderte für die sechs dasselbe. Als sie davon wieder drei
verbrannt hatte, kaufte der König die übrigen drei und übergab sie
der Obhut zweier Männer, die dann auf zehn, unter Sulla auf fünf-
zehn vermehrt wurden, um bei wichtigen Ereignissen diese Orakelbücher
zu befragen. Mit der Zeit wurden sie immer mehr vermehrt und ver-
fälscht, so daß die Christen in ihnen sogar die Prophezeiung von des
Messias Erscheinung fanden. Obgleich die sibyllinischen Bücher mehr-
mals verbrannten, so wurden den listigen Priestern doch jedesmal neue
geschrieben. Als ein Wunderzeichen, eine aus einer hölzernen Säule
hervorschlüpfende Schlange, das königliche Haus in Schrecken setzte,
so schickte der König seine Söhne Titus und Aruns nach Delphi, und
gab ihnen zum Begleiter seinen Schwestersohn Lucius Junius
Brutus mit, der sich absichtlich blödsinnig stellte, um dem Könige,
der seinen Bruder getödtet hatte, bei Gelegenheit zu schaden. Die
befragte Pythia antwortete, Roms Herrschaft werde der haben, der
zuerst seine Mutter küsse. Brutus, den Sinn des Orakels errathend,
siel wie zufällig stolpernd auf die Erde nieder und küßte sie als die
gemeinschaftliche Mutter. Die Tarquinier aber beeilten sich, in Rom
ihrer Mutter den ersten Kuß zu geben. Inzwischen war ein Krieg
gegen Ard ea, die Hauptstadt der Rutuler, ausgebrochen, weil sie dem
Könige den Gehorsam verweigerte. Im Lager vor der belagerten Stadt
stritten sich einst bei einem Gelage des Königs Söhne mit ihrem Vetter
C. Tarquinius Collatinus, der mit der tugendhaften Lucretia
in der Stadt Collatia vermählt war, um den Vorzug ihrer Frauen,
und beschlossen, diese durch einen unerwarteten Besuch zu überraschen.
In Rom fanden sie die königlichen Frauen bei üppigen Gastereien, in
Collatia aber die Lucretia unter ihren Mägden bei ihrer Wollarbeit.
Sertus Tarquinius, von der Lucretia Schönheit entbrannt, entehrte
sie gewaltsam. Die Tiefbetrübte ließ sogleich ihren Vater und Gatten,
der den Brutus mitbrachte, zu sich rufen, erzählte die ihr zugefügte
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